Zusammengestellt von Wolfgang Haub im Dezember 2005
Der Ortsname Mauloff fällt unter den dreizehn Ortsteilen Weilrods besonders auf.
Dabei ist die schöne Geschichte von „Maul off, Ihr Leut“ natürlich nur erfunden. Bei der Ersterwähnung 1156, damit ist Mauloff das am frühesten genannte Dorf in Weilrod, lautete der Name „mulefo“.(1)
Frühere Schreibweisen für unser Dorf sind:
1156 = mulefo / 1370 = Mulffe / 1374= Mulf / 1428 = Maulff / 1430 = Mulff / 1439 = Molff / 1480 = Muloff / 1521 = Mulloff / 1525 = Maüloff / 1531 = Maluff / 1542 = Muluff / 1551 = Mauluff / 1559 = Maulopff / 1579 = Mauloff / 1705 = Mauluff
Für das Taunusgebiet und damit auch für den Altkreis Usingen liegt eine grundlegende Untersuchung des Ortsnamenmaterials von Adolf Bach vor, auf die man sich gut stützen kann.
Nach seinen Untersuchungen bzw. Erkenntnissen ist eines der am meisten umstrittenen Probleme der Ortsnamenforschung dasjenige der Wohnplatzbezeichnungen nach Gewässernamen auf -apa, -affa und deren Abwandlungen, die zu den ältesten überlieferten Ortsnamenschichten gehören. Hierzu sind bei uns Mauloff (Mulefo), Dorfweil (Wilina), Alt- und Neu-) Weilnau (Wilnauw[e]), (Ober- und Nieder-) Lauken (Loukene) und Wehrheim (Wirena) zu rechnen. In der Kontroverse um die Herkunft dieses Ortsnamenstyps scheint die Forschung jetzt stärker der Annahme ihres germanischen Ursprungs zuzuneigen; dieser Meinung schloss sich auch H. Dittmaier an, der vermutet, dass diese Namen nicht über die fränkische Landnahmezeit zurückreichen.(2)
Eine Deutung für die erste Silbe „Mul“ kann man vielleicht aus dem althochdeutschen für „aufgelockerten Ackerboden“ herleiten.
Hier aber der Originaltext aus Band I „Die Siedlungsnamen des Taunusgebiets“ von Adolf Bach:
Weitere Bachnamen:
12. Jh.: Mauloff (560 m — a. 1156 Mulefo, s. Kremer II S. 175. Förstemann II, 2. 340 stellt den Namen zu mnd zu mül „hohe und breite abgerundete Felsmasse, abgerundeter Vorberg“. Nach Kehrein S. 234 „Wasser, woran der Maulesel (mül) gehalten wird“ [??], Bachname auf –affa).
Als Fazit kann man feststellen, woher der Name Mauloff wirklich kommt, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden.
Warum ist nun ausgerechnet der höchstgelegene Ortsteil von Weilrod der am ehesten genannte?
Mauloff könnte als Rastort an einer alten Höhenstraße entstanden sein. Es wäre sogar zu vermuten, dass das römische Feldbergkastell schon als Schutz dieser alten Straße aus der Mainebene in die Kölner Bucht angelegt wurde. Sicherlich bestand dieser Höhenweg, der von Süden bis Seelenberg die „Hühnerstraße“ und dann die „Rennstraße“ genannt wird, schon zu fränkischer Zeit. Diese uralte Verkehrsader nahm in Frankfurt ihren Anfang, überquerte den Taunuskamm westlich des Feldberg, zog an Seelenberg und Mauloff vorbei über die Pferdskopfscholle und folgte dann dem kleineren Höhenrücken zwischen Weil und Ems, am Eichelbacher Hof vorbei und verließ schließlich bei Hasselbach das Weilroder Gebiet, um über Limburg mit einer Abzweigung in Richtung Weilburg nach Köln führte. Bemerkenswert ist hierbei weiterhin, dass auch Eichelbach bereits 1213 genannt wurde. Überdies finden sich bei dem heute im Walde versteckten Anwesen Spuren einer vielleicht frühmittelalterlichen Turmburg (vor 1000 nach Chr.), die möglicherweise zum Schutze der Straße entstanden war. Mauloff könnte die Aufgabe eines Rastortes an diesem alten Verkehrsweg gehabt haben. Für Usingen ist dies sicher nachgewiesen. Schwache Hinweise darauf lassen sich in Mauloff in dem Flurnamen „an den Mauern“ finden, der noch bis fast in unsere Zeit erwähnt wird.
Zu diesen Erklärungen von Kaethner schreibt Kroft im Abschnitt „Landschaft und Verkehr“ im Buch „Territorialgeschichte des Kreises Usingen: Ein weiterer Höhenzug ist zu nennen, der den Usinger Raum im Westen berührt. Mit Zubringerstraßen von Frankfurt, Höchst und Hofheim herankommend, zog er als Rennstraße oder Hühnerstraße auf dem die Weil begleitenden Höhenrücken entlang. Nachdem diese Straße den Pfahlgraben beim Roten Kreuz in nächster Nähe des Feldbergkastells überschritten hatte, folgte sie der Wasserscheide zwischen Ems und Weil, zog über den Weilberg und den Hühnerberg weiter über die Tenne, den Eichelbacher Hof, Hasselbach und Laubuseschbach, um dann dem Lahnübergang unterhalb von Weilburg zuzustreben. Die Bedeutung dieses Höhenweges wurde bereits bei Görisch herausgestellt, der darauf hinwies, dass der von Römerstadt Nida/Heddernheim herankommende Pflasterweg in seinen Zug gehört. Sodann zweigte von der Rennstraße am Hühnerkippel bei Laubuseschbach ein weiterer Weg ab, der die Weil bei Weilmünster überschritt und schließlich nach Wetzlar führte. Auf diese Weise wurde eine Verbindung zwischen Mainz und Wetzlar über Höhenwege hergestellt, die in frühkarolingischer Zeit wohl die wichtigste zwischen beiden Punkten war, so dass sie seit dieser Zeit ebenfalls als Königsstraße angesprochen werden kann.
Die Rennstraße wurde an der Tenne gekreuzt und durch die von der Wegespinne nördlich Lenzhahn heranziehenden Weinstraße. Diese zog von der Tenne mit einem Zug östlich über Finsternthal und durch das Niethgestal zum Landstein, von wo sie – die Weil überquerend- als Alte Strübinger Straße weiter nach Usingen führte. Ein weiterer Zug führte von der Tenne zum Riedelbacher Marktplatz und mündete dann in einem weiteren Verlauf in die Rennstraße ein. Die Rennstraße verlief dann vom Gänseberg westlich Emmershausen bis Laubuseschbach gemeinsam mit der Hessenstraße. Einer sehr wichtigen West-Ost-Verbindung, die vom Rhein bei St. Goarshausen heranführte. Diese begleitete ihrerseits den auf Wetzlar zuführenden Abzweig von der Rennstraße bis Möttau, von wo sie dann über Kraftsolms weiter nach Osten führte.
In die Rennstraße mündete weiterhin die von Limburg herankommende Hohe Straße beim Roten Küppel nördlich von Wolfenhausen ein. Durch sie wurde wahrscheinlich die älteste Verbindung aus dem Limburger Raum auch in das Usinger Becken hergestellt. So erklärte sich die Bedeutung der Verbindung, die südlich das Hadelborns, der Quelle des Laubus- oder Herrenwieserbachs nach Osten zu dem östlich von Winden als Alte Limburger Straße über Heinzenberg, wo 1355 ein Reichszoll belegt ist, und Wilhelmsdorf zum Hohen Berg, wo er auf die u .a. von Weilburg nach Usingen ziehende Höhenstraße einmündet.
Eine andere alte Straße geht ebenfalls durch die Gemarkung Mauloff und quert die schon oben erwähnte Rennstraße. Diese Straße kommt aus dem „Goldenen Grund“ aus der Bad Camberger Gegend über die Tenne, quert dann die Rennstraße, führt an dem heutigen Aussiedlerhof der Familie Seel in Mauloff (Tannenhof) vorbei zum Landstein, dann über Usingen durch das Usatal in die Wetterau. In Mauloff nennt man diesen heutigen Weg nach wie vor „die aal Straß“ (die alte Straße). Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Flurbezeichnung „Auf dem Kirrberg“ in unmittelbarer Nähe dieses Aussiedlerhofes unmittelbar an der „Alten Straße“. Kirrberg kann mundartlich von Kirchberg kommen. Ältere Mauloffer Einwohner haben immer erzählt, dass dort eine Kirche gestanden haben soll. Kirche ist sicherlich übertrieben, aber vielleicht auch bei einem Rastplatz ein kleines Gebäude.
Aus dem Ursprungstext von 1156 geht über Mauloff nur hervor, dass der Ort schon bestanden haben muss: In dieser Gründungsurkunde des Benediktinerklosters Walsdorf wird gesagt, dass zu seiner Erstausstattung 30 Hufen in „Mulefo“ gehörten. Dieser Besitz bestand aber bereits vor 1156, so dass auch Mauloff viel älter ist. Leider sagt uns die Urkunde nicht, wer dort landesherrliche Rechte besaß. Es ist allerdings als nassauischer Besitz zu denken, denn ein dreiviertel Jahrhundert später übereignet Graf Heinrich von Nassau im Jahre 1230/31 Güter zu Finsternthal an den Deutschen Ritterorden. Die beiden Höhenorte sind unmittelbar benachbart; eine gewisse Wahrscheinlichkeit besteht, dass bereits zurzeit der urkundlichen Erstnennung die Familie der Grafen von Nassau im Gebiete des heutigen Weilrod Besitzrechte hatte. Um die Zeit des Beginns des 13. Jhs. treten die Grafen von Diez in unserem Gebiet auf, und unsere Kenntnis von den Besitzrechten und staatlichen Zuständen wird dichter.
Die Rennstraße wird seit der napoleonischen Zeit auch immer wieder als Napoleonstraße bezeichnet. Warum, lässt sich daraus erklären, dass ein Teil des Heeres von Napoleon Bonaparte über diese Straße zum Feldzug nach Russland (1812) gezogen ist. Einen Beleg dafür habe ich bisher noch nicht gefunden. Es wäre aber durchaus logisch, da das napoleonische Heer u. a. in Hanau, aber zum großen Teil in Mainz rekrutiert und zusammengestellt wurde. Das Teile des Heeres dann diese Straße, die in Richtung Osten führt, benutzt haben, liegt, wenn man die vorstehenden Verbindungen kennt, auf der Hand. So wird auch immer wieder von unseren „Alten“ erzählt, dass auf dem Rückzug von Moskau Heeresteile wieder auf dieser Straße zurückgegangen sind. Allein die französische „Grand Armèe“ hat dabei 380.000 Mann verloren, darunter das Gros der berühmten „Garde“, die von 30.000 Mann auf den kärglichen Rest von 1.500 zusammengeschmolzen war. Eine Kriegskasse sei bei diesem Rückzug (Oktober/November 1812) verloren worden und die Treisberger hätten diese dann gefunden (und behalten?). Alles das sind, wie schon erwähnt, nur mündliche Überlieferungen.
Quellen:
1) Weilrod – Die Geschichte von dreizehn Taunusdörfern von Rudi H. und Martha Kaethner
2) Territorialgeschichte des Kreises Usingen von Jost Kloft (Schriften des Hessischen Landesamts für geschichtliche Landeskunde)
Dezember 2005
Wolfgang Haub