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Bericht der Taunuszeitung vom 01.12.2014

 

 

Tief im Taunus

 

Entlegen, hübsch, sehr alt: Das ist das Dörfchen Mauloff.

Es hat sogar eine Geschichte mit Mao Tse-tung.

 

Das Dörfchen Mauloff im Taunus war in den letzten Wochen immer wieder mit Negativschlagzeilen in der Presse. Getreu der volkstümlich-scherzhaften Ortsdevise „‘s Maul off!“ wurden lauthals Klagen artikuliert: über schlechtes Mobilfunknetz, fehlende ärztliche Versorgung, fehlende Einkaufsmöglichkeiten und schlechte Anbindung an den Öffentlichen Nahverkehr. Nun ist die Infrastruktur auf dem Land natürlich eine andere als in der Stadt; es wäre aber falsch, wenn man sich unsere Dörfer trist und traurig vorstellen würde. Deshalb hier eine kleine Ehrenrettung für Mauloff, eines der schönsten Taunusdörfer, das ich kenne.

Mauloff liegt in der wundervollen Landschaft rund um den Pferdskopf, im idyllischen Tal des Klirrbaches, der nach seiner Vereinigung mit dem Niedgesbach am Landstein in die Weil mündet. Trotz der abgeschiedenen Lage und den kargen Böden ist das Dorf schon sehr alt und tritt schon im 12. Jahrhundert ins Licht der Geschichte – unter dem melodiös-exotisch klingenden Namen „Mulefo“, aus dem später das derber klingende heutige „Mauloff“ wurde. Dass sich hier schon so früh ein Dorf bildete, hängt wahrscheinlich mit seiner Lage an der Kreuzung zweier wichtiger alter Straßen zusammen: der Rennstraße als Nord-Süd-Verbindung zwischen Main und Lahn und einer in Ost-West-Richtung laufenden Querverbindung zwischen Usingen und Idstein, der Vorgängerin der heutigen B 275. Mauloff bot also schon im Mittelalter gestressten Reisenden die Möglichkeit zu Stärkung und Erholung. Das gilt bis heute, am besten natürlich zu Fuß: Rund um Mauloff gibt es eine Reihe wunderschöner Wanderwege, und für die Einkehr bieten sich gleich zwei Gasthäuser an.

Mauloff selbst konnte sich bis heute einen reizvollen, geschlossenen alten Ortskern erhalten. Das ist nicht selbstverständlich, denn auch Mauloff erlebte nach 1945 eine Bevölkerungsexplosion und wuchs um das Zweieinhalbfache auf heute gut 330 Einwohner an. Der historische Mittelpunkt des Dorfes ist ein echtes Multifunktionsgebäude: die alte Kapelle, die später auch als Backhaus, als Schulhaus und schließlich als Wohnhaus genutzt wurde. Auch zwei schöne gusseiserne Brunnen, die früher ganz typisch für alle Taunusdörfer waren, haben sich hier erhalten.

Das malerische Mauloff also ist durchaus einen Ausflug wert. Das hat auch der in den 1970er Jahren nicht wenig beachtete Schriftsteller Ernst Herhaus so gesehen, dessen allerdings kaum bekannte Erzählung „Verzauberung“ der Literaturdetektiv Reinhard Pabst wiederentdeckt hat. Darin schickt Herhaus keinen geringeren als Mao Tse-tung auf einen grotesken Ausflug in den Taunus, der ihn schließlich nach Mauloff führt. Mao in Mauloff – das ist sicher die kurioseste literarische Verewigung, die ein Taunusort je gefunden haben dürfte.